MyOma Blog » Baumwolle, Leinen, Filz & Co.


Bei Stoffen gibt es eine riesige Auswahl. Doch was unterscheidet sie – außer auf den ersten Blick die Farbe und das Design? Welche Stoffe eignen sich für wen und für welchen Verwendungszweck? Und was muss man über den einzelnen Stoff wissen, wenn es um die Weiterverarbeitung geht?

Die MyOma-Redaktion weiß Rat und gibt dir die entscheidenden Tipps:Grundlegend unterscheiden sich Stoffe durch ihre Herstellungsart. So sind die meisten, die du im Handel kaufen kannst, gewebt oder gewirkt (gestrickt).

Strickstoffe bestehen aus Maschen, die ineinander verschlungen werden. Hierdurch erhält man einen sehr weichen, elastischen Stoff, der sich aber nicht immer leicht nähen lässt.

Gewebte Stoffe werden aus Längst- und Querfasern hergestellt, die einander überkreuzen. Weil diese Stoffe deswegen fester werden als Strickware, sind sie für Anfänger wesentlich leichter zu nähen. Durch das sogenannte Walken (Stauchen, Pressen und Schieben in warmen Bädern) werden aus gewebten Stoffen Walkstoffe, deren Material so verfilzt wurde, dass die eigentliche Webung nicht mehr erkennbar ist.

Und schließlich gibt es neben diesen Stoffen sowie Leder, Kunstleder, LKW-Plane und Wachstuch, die ebenfalls Einzug in heimische Nähzimmer gehalten haben, noch die nicht gewebten und gestrickten Stoffe: Sie entstehen wiederum durch Pressen und Walzen jedoch von feinen Fasern. Woll- und Kunstfilz sowie Flies sind die Ergebnisse. Sie werden gerne als Füll-, Futter- und Polsterstoffe verwendet.

Wie bei Wollfilz (aus natürlichen Fasern) und bei Kunstfilz (aus chemischen Fasern) unterscheidet man auch bei allen anderen Stoffen zwischen natürlichem Ursprungsmaterial und chemisch hergestelltem.

Zu den Naturfasern zählen:

Baumwolle, Leinen, Wolle und Naturseide.

Kunstfasern lassen sich grob unterscheiden in Zellulosefasern und Synthesefasern.

Zellulosefasern bestehen, wie der Name schon sagt, aus Zellulose. Zu dieser Gruppe gehören beispielsweise Viskose, Acetat und Modal.

Synthetische Kunstfasern werden aus Kohle, Erdöl und Erdgas hergestellt. Besondere Eigenschaften dieser Fasern: sie sind pflegeleicht und sehr haltbar, werden nicht von Motten befallen, wie zum Beispiel Wolle, dafür nehmen sie wenig Feuchtigkeit auf, trocknen aber schnell und laden sich elektrostatisch auf. Man versucht diese Nachteile durch antistatische Ausrüstung und Mischung mit Naturfasern auszugleichen und somit den Tragekomfort zu erhöhen. Typische Synthesefasern sind u. a.: Polyester- und Polyamidfasern, Elastan, Gore-Tex und Sympatex sowie Mikrofasern.

Was es bei Naturfasern wie Baumwolle zu beachten gibt:

Möchtest du Kleidung oder Accessoires aus dem mit Abstand beliebtesten und sehr vielseitigen Stoff unter den Stoffen sowie dem für Nähanfänger bestens geeigneten – einem Baumwollstoff – nähen, solltest du ihn vor der Verarbeitung unbedingt waschen. Denn Baumwolle neigt zum Einlaufen. Generell ist bei allen Stoffen (außer Wolle), die keinen hohen Kunstfaseranteil enthalten, ein Vorwaschen empfehlenswert.

Die Eigenschaften der wichtigsten Stoffe im Kurzüberblick:

Baumwollstoffe: Sie nehmen Feuchtigkeit gut auf (bis zu 20 Prozent des Eigengewichts), ohne sich feucht anzufühlen und halten den Körper kühl. So sind sie ideale Sommerstoffe. Ob Bluse, Hemd, Kleid, Hose, Kinderkleidung oder auch Dekoratives fürs Wohnen wie Kissen, Tischdecken, Vorhänge, Bettwäsche und mehr kannst du aus Baumwollstoffen leicht selber nähen.

Wollstoffe: Für sie wird vorwiegend Schafswolle verarbeitet. Außerdem gibt es Wolle von Kaninchen (Angora), Ziegen (Mohair und Kaschmir), Kamelen (Kamelhaar) und Lamas (Alpaka). Weiter Informationen zu den verschiedenen Wollarten findest du hier. Wollstoffe sind atmungsaktiv, daher warm im Winter und kühl im Sommer. Wolle kann bis zu 30 Prozent ihres Eigengewichts an Feuchtigkeit aufnehmen. Sie wird aus Kostengründen oft mit anderen Fasern vermischt. Aus Wollstoffen werden beispielsweise Anzüge, Kostüme und Röcke geschneidert. Mit Wollfilz kannst du Accessoires, kleine farbenfrohe Dekoblüten, Handtaschen, Tablet- sowie Handyhüllen und vieles anderes mehr zaubern. Lass einfach deiner Inspiration freien Lauf.

Seidenstoffe: Die Fäden, mit denen Seidenraupen ihre Kokons spinnen, sind das Ausgangsmaterial für Seidenstoffe wie Chiffon, Satin, Taft, Organza, Brokat oder Crêpe de Chine. Seidenstoffe sind leicht und angenehm zu tragen, knittern kaum, sind wärmend im Winter und kühlend im Sommer, sie nehmen Feuchtigkeit gut auf und trocknen schnell. Seide schimmert und glänzt sehr schön und lässt sich in brillanten Tönen färben. Sowohl schönste Dessous wie auch trendige Oberbekleidung kannst du aus diesen wunderbaren Stoffen nähen.

Leinenstoffe: Leinen ist ebenfalls ein Naturprodukt und wird aus den Stängeln der Flachspflanze gewonnen. Leinenstoffe sind für Hobbyschneiderinnen ein must have. Sie sind angenehm zu tragen und sowohl für Sommer- als auch Winterkleidung geeignet. Wichtig bei Leinenstoffen ist, dass sie ebenfalls vor der Verarbeitung gewaschen werden, damit später dein daraus genähtes Lieblingsstück nicht mehr einläuft. Da Leinen sehr leicht knittert, hier ein Tipp zum Bügeln: gib, damit das Plätten leichter fällt, zum letzten Spülgang etwas Spülstärke hinzu.

Weitergehende Informationen findest du in Fachbüchern fürs Nähen oder in deinem Stofffachgeschäft. Dort kannst du dich qualifiziert beraten lassen, welcher Stoff für dein nächstes Nähprojekt am geeignetsten ist.

Viel Spaß beim Nähen und mit deinen neuen Eigenkreationen!

Deine MyOma-Redaktion